Hallo Leute,
lange, lange ist es her, da geriet mein Leben aus den Fugen und alles wurde anders, inklusive der Inneren Einstellung und Neubewertung gegenüber den gesellschaftlichen Strukturen im allgemeinen.
Aber ganz langsam gleist sich das Sein wieder auf und ich finde nach der Renovierung und erfolgtem teilerledigtem Umbau eines alten Bauerngehöftes wieder etwas Zeit mich mit den Motorfahrrädern zu befassen. Wer sich an mich noch erinnert, wird noch das eine oder andere merkwürdige/spannende Projekt im Hinterkopf haben, das zwischenzeitlich nicht vergessen wurde sondern nur bei Seite gelegt vor sich hin schlummerte.
Wie dem auch sei...
Ich dachte es wäre vielleicht eine nette Idee diesen Fotobericht wieder zu vervollständigen. Vielleicht hilft er dem Einen oder Anderen bei seiner SL98 weiter.
Doch vorab schnell ein paar Bilder der fertigen Maschine in Fahrt eingschoben....
Das original Nummertäfelchen war das Einzige, was ich im Fundzustand beließ. Es erlaubte mir anhand der alten Nummer den Namen des Ersthalters zu ermitteln und die Geschichte nachzuvollziehen.
Hochgeschwindigkeitstests offennbarten den Rausch der Langsamkeit. Nichts für Hektiker...
...aber gemütlich Reisende kommen voll auf ihre Kosten.
Detail wie diese Reparatur, um das Moped damals Fahrbereit zu halten blieben natürlich des Karackters wegen erhalten.
Damals, wie heute wieder, auf den Feldern unterwegs.
1935 wurde diese SL98 von einem Landwirt bei Gunzenhausen erworben und zur Inspektion seiner Feldarbeiter genutzt. 1943 war sie sehr heruntergewirtschaftet und eines schönen Morgens fuhr der Landwirt, vom Umtrunk in der Dorfgaststätte besoffen heimkehrend, gegen 4 Uhr in der Früh in den Dorfteich. Dort konnte er sich selbst mit Mühe und Not wieder retten, doch das Motorfahrrad blieb versunken. Es war eh alt und ausgeleiert und zuhause stand schon die Neue, ebenfalls eine Express übrigens. 15 Jahre Später wurde diese Anekdote während einem Familienfest vom Großvater in der Runde erzählt und lachend von der Gemeinschaft aufgenommen. Der 14 Jahrige Sohn fand das so spannend, dass er sich mit Freunden anderntags auf Schatzsuche machte, das Gefährt wirklich fand, barg und in die väterliche Scheune brachte, wo er es unterstellte und wieder vergaß, bis das Gebäude 1998 abgerissen wurde und das gute Stück wieder zum Vorschein kam.
Aufgrund der Erinnerungen wurde es dann zunächst aufgehoben und auf Betreiben des Enkels des Erstbesitzer zwecks Erlangung wenigstens einiger Kreutzer an einen befreundeten Restaurator alter Traktoren im Dorf verschachert. Dem war das Gefährt dann einige Jahre im Wege gestanden, denn die Restauration erschien ihm unmöglich, bis er es auf dem weltbekannten elekronischen Markt, wiederum in Kreuzerchen umtauschen wollte. Dank der Geldgier dieser Menschen, kam ich so in den Eigentum dieses wunderschönen Fahrzeugs. Mich kostete es damals 250 der in letzter Sekunde gebotenen 500 - wie heißen die Dinger gleich - ach ja Euronen.
Wie oben bereits erwähnt, konnte ich den Namen des Erstbesitzers anhand der Nummerntafel über die heute noch existente KFZ-Zulassungsstelle in Gunzenhausen ermitteln und war so in der Lage, 10 Telefonnummern im Umkreis von Familien des betrefenden Namens auszumachen. Die 8. angerufene Nummer war dann der alte Herr, der als Sohn des Erstbesitzers, die Maschine damals 1958 aus dem Feuerteich des Dorfes zog. Er erzählte mir die Geschichte, so, wie ich sie oben wiedergab. Ich versprach ihm das Fahrzeug nach der Restauration zu zeigen. Obwohl der gesamte Spaß nur 3 Monate dauerte, nämlich von September bis November 2008, war mir dies im Frühjahr 2009 nicht mehr möglich, da der gute Mann zwischenzeitlich leider verschieden war. Der Enkel allerdings, der den vermeindlichen "Schrotthaufen" dann zu Gesicht bekam, wurde fast rot vor ärger, darüber, dass er solch eine "Wertanlage" im Unverstand beinah umsonst weggegeben hatte. Er meinte doch tatsächlich er hätte sie besser für 500 Euro Startpreis im Weltnetz angeboten. Nun gut...ohne weitere Worte.
Sowie es die häuslichen Pflichten erlauben, werde ich mit dem Einstellen der Restaurationsbilder fortfahren.
Viel Spaß!
Achim