Räder einspeichen und zentrieren:


Zum Zentrieren benötigen wir eine kleine, einfache Vorrichtung, die man sich selber baut. Bei Obi oder sonstwo kauft man zwei Stahltischbeine (50cm), bei denen man die Kunststoffpfropfen entfernt und, wie auf meiner Skizze zu sehen ist, einsägt. Die zwei Beine schraubt man auf eine Holzplatte, so daß die Nabe mit Bremsankerplatte genau dazwischen passt. Bild 1 Als Anzeiger nimmt man ein Stück Plastik, daß man in die Form bringt wie auf der anderen Skizze zu sehen ist und klebt selbiges auf einen Magneten.
O.K., bevor man nun das alte, noch eingespeichte, Rad zerlegt, sollte man erstmal den Versatz der Felge links und rechts messen, dazu hängt man das Rad mit der Steckachse in die Vorrichtung und misst den Abstand des Tischbeins zum Felgenbund. Die Maße werden für später notiert, wobei man die Seite zuordnen muß (z.B. Bremsankerseite 2,5 cm). Jetzt kann man sich noch eine Skizze machen, wie das Rad eingespeicht ist, oder besser, man beginnt mit einem Rad und verwendet das Andere als Muster. Bild 2 Mit der Flex zerhackt man die alten Speichen und fummelt die ganze Geschichte auseinander.
Bei der Lackierung der Nabe bzw. Felge sollte man beachten, daß man Felgensilber verwendet (benzinfest!). Wenn die Nabe bz. Felge vorher Grundiert wurde, muß man in den Speichenlöchern mit einer kleinen Rundfeile die Grundierung wieder herausschleifen, da sonst durch den Druck der Speiche der Lack platzen kann.
Nun wird gemäß Skizze oder Muster wieder eingespeicht, dabei sollte man darauf achten, daß die Speichennippel alle gleichweit aufgedreht werden, z. B. bis das Speichengewinde mit dem Kopf bündig ist. Das gewährleistet, von Anfang an relativ wenig Höhen- bzw. Seitenschlag zu haben.
Ist das Rad richtig eingespeicht, hängt man das Ganze in die Vorrichtung und bringt den Schlaganzeiger am linken oder rechten Tischbein an. Von jetzt an muß der Schlaganzeiger immer auf der selben Seite bleiben, um Unsymmetrien in unserer Halterung auszugleichen.
Zuerst widmet man sich dem Felgenversatz, den man vor der Demontage gemessen und notiert hat. Durch lösen der Nippel auf der einen Seite und anziehen der Nippel auf der anderen Seite, kann die Felge verschoben werden, bis der Felgenversatz stimmt. Anschließend platziert man die Anzeigerspitze seitlich am Felgenbund und lässt die Felge ein paar Bild 3 Umdrehungen laufen. Unsere Anzeigespitze wird jetzt nach außen geschoben und zeigt uns genau, wo die Felge zu weit nach außen steht. Durch langsames drehen sucht man besagte Stelle und löst mit dem Speichenschlüssel auf der Anzeigeseite drei bis vier Nippel um eine halbe Umdrehung und zieht auf der gegenüberliegenden Seite wiederum drei bis vier Nippel um eine halbe Umdrehung fester. Nun wird wieder unser Anzeiger platziert und das Rad angeschuckt. Jetzt beginnt das Spiel von neuem, solange, bis der Seitenschlag weniger als ein Millimeter beträgt.
Um den Höhenschlag auszumerzen, geht man ähnlich vor. Die Anzeigespitze wird nun von unten an den Felgenbund platziert. Durch drehen der Felge verschiebt sich die Spitze an der Höchsten Stelle nach unten. Genau gegenüber der höchsten Stelle löst man auf beiden Seiten jeweils drei bis vier Nippel und zieht an der höchsten Stelle wiederum auf beiden Seiten jeweils drei bis vier Nippel wieder an. Nun wieder Anzeiger platzieren und Rad anschucken. Auch hier wiederholt man das Spiel solange, bis der Höhenschlag maximal 1,5 mm beträgt. Bild 4
Zur Kontrolle kann jetzt nochmal der Seitenschlag kontrolliert werden und gegebenen Falls korrigiert werden.
Fertig! Fast, zuletzt sollte man alle Nippel reihum jeweils um eine viertel Umdrehung anziehen, bis sich ein heller Ton, beim Anschlagen mit den Speichenschlüssel, einstellt. Klingt eine Speiche dumpf, muß diese noch nachgezogen werden.
Mit ein bisschen Übung wird man immer schneller und präzieser. Für den Anfang sollte man jedoch ein paar Speichennippel in Reserve haben, da die Dinger aus weichem Messing bestehen, der sich teilweise nach wiederholtem Drehen verformt und somit der Chrom abplatzt. Die Nippel sollte man natürlich der Optik halber sofort auswechseln.
Die ganze Arbeit kann bei einer Restauration gut und gerne 100 bis 200 DM einsparen, was dem Haushaltsplan eigentlich nie schadet.

(Text / Fotos: A. Behrendt)